Schweres Geschütz…für schwere Pferde
Wenn Ralf Reichardt vorfährt dann kriegt manches Pferd grosse Augen. Der Hufschmiedemeister aus dem aargauischen Uerkheim kommt nicht alleine. Auf seinem Anhänger zieht er seinen feuerverzinkten 130 KG schweren Aufheber mit sich herum.
Ralf Reichardt wird gerne für die ganz „schweren Fälle“ gerufen. Dies sind nicht etwa schwierige Pferde, sondern einfach die symphatischen Riesen - nämlich Kaltblutpferde.
So ein Kaltblut bringt schon mal locker 800 – 1200 Kg auf die Wage. Dass so ein Bein auch wesentlich mehr wiegt als dasjenige eines normale Warmbluts muss nicht speziell erwähnt werden. Ralf Reichardt welcher schon an etlichen Beschlags-Wettkämpfen in der Schweiz sowie in Belgien, England und Kanada erfolgreich teilgenommen hat, übernahm einfach die Idee seiner belgischen Kollegen welche schon länger die Kaltblütler in Ständen beschlagen. So kam es dass er sich kurzerhand selber einen solchen Stand baute was für ihn als Schmied kein Problem war. Die Konstruktion mit Bauchgurt ermöglicht dem Pferd einen sicheren Stand und dem menschlichen Aufheber ein wesentlich angenehmeres arbeiten. So werden die Vorderbeine auf den seitlichen Holzbalken aufgestützt und mittels eines Strickes befestigt. Dies natürlich immer so, dass der Strick sofort gelösten werden kann wenn das Pferd unruhig werden sollte. Bei den meisten „Dicken“ sei dies aber kein Problem so Reichardt. So steht auch Cas de l’abbaye, der 18 jährige Percheron Hengst gemütlich im Stand und wartet bis der Hufschmiedemeister 44cm Stahl zu einem neuen Eisen geformt hat.
Für die meisten Kaltblüter schmiedet der Hufschmiedemeister die Eisen selber. Das grösste Eisen benötigt er für eine Shire Horse welches sage und schreibe aus 53 cm Eisen gefertigt wird. Natürlich bekommen alle Pferderassen bei Ralf Reichardt neue Schuhe. So kann es sein dass er am Anfang des Nachmittags ein Shetland-Pony beschlägt und sich dann bis auf die Shires steigert. Lieber ist ihm jedoch die umgekehrte Reihenfolge, denn nach den Dicken sind im die kleinen Shettys dann doch etwas angenehmer.
Jedes Pferd braucht seine individuellen Eisen sowie Korrekturen auf die Ralf Reichardt bereits im Vorgespräch mit den Besitzern eingeht. Der symphatische Hufschmied ist auch in seinem Privatleben gerne Pferdemann. So fährt er hobbymässig auf Turnieren und durch die schöne Landschaft mit Friesenpferden und Arabo –Friesen die er seit kurzem mit seiner Lebensgefährtin Elisabeth Frey erfolgreich züchtet.
Leider ist die Zeit dazu knapp bemessen denn das Training für die Wettkämpfe nimmt fast jegliche freie Zeit in Anspruch. So kommt es dass er schon mal 6 Kaltblutpferde an einem Tag beschlägt aber nicht ohne zu erwähnen dass dies dann doch ein bisschen viel Pferd auf einmal war.
Text: Nadja Strässle / Pegasus-Freizeitreiter im Sattel
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